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Wildwuchs

Es gibt wohl kaum ein Bild, das einen die dünne Wand zwischen Kitsch und Kunst mehr spüren lässt als der röhrende Hirsch über dem Sofa oder dem Bett. Ausdruck für Heimatverbundenheit, heile Welt und Gemütlichkeit einerseits, andererseits ein sentimentaler Fausthieb auf das Auge mancher Kunstkonsumenten. Gerade das macht das Thema Hirsch so interessant. Denn der röhrende Hirsch kann nicht mehr abgewertet werden, sein Ruf ist ruiniert. 

Meine Auseinandersetzung mit dem Thema Hirsch begann mit der Beschäftigung mit dem Begriff „Heimat“. Als spanisch-deutsche Künstlerin lebe ich in 2 Heimaten, wobei meine deutsche Heimat der Schwarzwald geworden ist. Hirsch und Bollenhut, beides Sinnbilder des Schwarzwalds, sind immer wieder Motive in meinen Arbeiten.

Die Werkreihe der Schlafzimmerhirsche, die alle auf Bettbezüge gemalt sind und an die einstigen röhrenden Hirsche erinnern, die in so manchen Haushalten an der Wand über dem Bett hingen, ist ein Teil davon.

Symbolisch steht der Hirsch für Macht, Kraft, Freiheit und für Männlichkeit, aber auch für Unschuld und Reinheit. In den Bildern findet man immer wieder auch Stuhl-Silhouetten, in denen die ich eine gestalterische Ähnlichkeit zum Hirsch sehe. Damit entsteht eine zusätzliche visuelle Dynamik, die neue und überraschende Assoziationsspielräume eröffnet.